Journal ARS 32 (1999) 1-3

Katarína STRAKOVÁ

Ranobarokové zariadenie kostola z Liptovskej Mary v kontexte spišských dielní
[Die frühbarocke Einrichtung der Kirche aus Liptovská Mara im Kontext der zipsen Werkstätten]
[Early Baroque Interior of the Church from Liptovská Mara in the Context of Spiš Workshops]

(Summary)

Die Einrichtung der katholischen Kirche in Liptovská Mara, die nach dem Ausbau der wasserwirtschaftlichen Anlage in das Freilichtmuseum in Pribylina übertragen wurde, entstand nach den Angaben auf den Werken, nach den Archivmaterialien und auch nach der formalen Analyse in der Zeitspanne 1675 - 1678.

Ihre Entstehung hing mit der Rekatholisation der Region zusammen. Die Donatoren der Werke waren die lokalen Probste, die zugleich auch das Kanonikeramt in Zips vertraten. Liptov gehörte damals zu Zipser kirchlichen Verwaltung. Die Ähnlichkeit des Mara-Mobiliars mit dem zeitgenössischen Schaffen in Zips und die gegenseitigen Kontakte der beiden Gebiete wurden schon mehrmals in unserem Text erwähnt.

An der Provenienz der Kunstwerke aus Liptovská Mara ist nicht zu zweifeln. Für fraglich kann man die nähere Spezifikation des Autorenkreises halten. Das Problem besteht darin, dass die Werke der Bildhauer- und Schnitzkunst aus der Periode der Anwendung der Ohrmuschelornamentik (20er bis 80er Jahre des 17. Jahrhunderts) in Zips nicht erforscht wurden. Die Literatur erwähnt zwei wichtige Kreise von Werkstätten - die Werkstatt Christoph Kollmitz in Levoča (Leutschau) und die Werkstatt Gross in Spišská Sobota (Georgenberg). Keine von den beiden ist bisher bearbeitet worden, und deshalb gibt es nur geringe Informationen allein über die Meister, wie auch über den Teil ihres Werkes. Es fehlt die Archivforschung, die Analyse der Werke und Angaben über die Werke ihrer weiteren Mitarbeiter. Im Fall Gross fehlt in der Literatur die Angabe darüber, ob es um Paul Gross den älteren oder den jüngeren geht. Ausser den erwähnten Werkstätten kann man in Zips in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen verhältnissmäßig komplexen Kreis von katholischem kirchlichem Mobiliar mir der Ohrmuschelornamentik ausgliedern, das im Umkreis des Zipser Kapitels, auf den Gütern von Csáky und im Teil des polnischen Pfands (Žehra, Dúbrava, Jánovce, Gaboltov, Hrhov usw.) aufkommt. Die Renovierung des Mobiliars ist in diesen meistens kleinen mittelaltärlichen Objekten nur allmählich realisiert worden, ohne künstlerische Anknüpfung an Pendanttypen. In der chronologischen Folge von diesen Werken, zu denen auch das Mobiliar aus Liptovská Mara gehört, kommt es verhältnissmäßig zu regulären Veränderungen, von denen auch die Werke mit schwächerem Niveau beeinflusst waren. Bei der Analyse von Werken wurde angeführt, dass die Mobiliarteile aus Žehra, Dúbrava und Liptovská Mara in ihrem charakteristischen Ausdruck einer der Zipser Werkstätte zuzuschreiben sind. Konkret sprach man über die gegenseitige Nähe der Werke aus Liptovská Mara zum Altar des Hl. Nikolaus in Žehra (1677), zum Altar des Prophets Daniel in Dúbrava (1676; Donator von beiden war der Pfarrer Szentmáriay) und zu hiesigen Kanzeln. Diese Tatsache schiebt uns in der Frage nach Autorschaft nicht weiter. Die Schöpfer aller angeführten Zipser Werke bleiben weiterhin unbekannt. A. Janotová führt im Beschluss an, dass das Mobiliar aus Mara in der Werkstätte in Levoča entstand (nach der Meinung der Autorin ist nämlich das Mobiliar aus Mara und die Werke aus Žehra und Dúbrava einer gemeinsamen Werkstätte zuzuschreiben).

Bei der Analyse von den Werken aus Mara erinnerten wir daran, dass der Donator auch über Kenntnisse von den Werken in Trnava (Tyrnau) verfügte. Es wurden auch die Ähnlichkeiten mit dem Kreuzigungsaltar aus der Burg in Kežmarok angeführt (1658), den J. Lenhart als ein späteres Werk von Hans Schmied aus Dänemark annimmt, der von 1615 in Levoča tätig war. Die Schöpfer des Mobiliars aus Mara wurden durch dieses auch in Zips eigenartiges Werk bei dem Schaffen der Herrscherplastiken inspiriert, und zwar bei der Lösung von Ansatzstücken und von Konsolen unter die Statuen. Der Autor selbst hat hier aber auch mit Hinsicht auf die Entstehung der Werke aus Mara nicht gearbeitet. Wer dann die Einrichtung für Liptovská Mara geschaffen hat? Die Vermutung von Janotová, dass das Mobiliar aus der Werkstätte in Levoča stammt wird durch die Tatsache bestätigt, dass Levoča bereits bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts ein starkes Künstlerzentrum nicht nur für Zips, sondern auch für das Gebiet Liptov war. Hier schaffende Meister arbeiteten sogar auch für Siebenbürgen (Kollmitz, Vest). Und darüber hinaus ist nach den in Liptov erhaltenen Denkmalen die Existenz einer örtlichen Werkstätte nicht vorauszusehen, die eine gleichartige Bestellung zu realisieren fähig wäre. Größere Bestellungen wurden in den Städten von den Mitgliedern der Zünfte realisiert, meistens in freier Verbindung des Hauptmeisters, eines Tischlers, seiner Werkstätte mit den hinzugeladenen Schnitzern. Das Ensemble des Frühbarockmobiliars aus Mara stellt eindeutig den Ausdruck einer stabilisierten Verbindung der Tischlerwerkstätte und der sich an der figuralen Verzierung beteiligten Schnitzer vor, und bis an den Deckel des Taufbeckens aus Levoča und an die Bänke ist es einheitlich. Nur aufgrund der Vermerkungen über das Erhalten des Stadtrechtes wirkten im 17. Jahrhundert in Levoča 25 Meister, die dazu auch Gesellen und Schnitzer beschäftigten. Dadurch wird eine umfangreiche Produktion dieses Zentrums bewiesen, andererseits aber verhindert es genauer die Autorschaft der von uns studierten Werke zu bestimmen. Man kennt fast überhaupt nichts vom Schaffen dieser Meister und von ihren Werkstätten. Wir ergänzten die Arbeit von A. Janotová über den Hauptaltar aus Liptovská Mara um das erhaltene Archivmaterial und um das Studium von weiteren auch nicht erhaltenen Teilen des Kirchenmobiliars mit ihrer Grundtypologie und um die Vergleiche mit dem slowakischen und kleinpolnischen Material. Sobald das Schaffen der Zipser Werkstätte in der angegebenen Zeitspanne ausführlicher erforscht wird ist es nur festzustellen, dass das Mobiliar für Liptovská Mara in einer Zipser, wahrscheinlich Leutschauer Werkstatt geschaffen worden ist. Die Möglichkeit der Zusammenarbeit dieser Werkstätte mit anderen Schnitzern ist nicht auszuschließen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das Mobiliar aus Liptovská Mara mit einem aktuellen ikonografischen Programm für Liptov ein Schlüsselwerk des Frühbarockschaffens vorstellt, das nicht ohne Einfluss blieb und einen festen Platz in der Entwicklungslinie des Zipser katholischen Schaffens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vertrat.